friedensfahrt

 

 
Friedensfahrt...

 

 

für mich hat dieses Wort einen ganz besonderen Klang. Solange ich denken kann,spielt sie in meinem Bewußtsein eine gewisse Rolle.

Ich war wohl drei oder vier, als mich mein Großvater zum ersten mal mitnahm.

Stadionankunft in Leipzig. Woran ich mich erinnern kann, sind die unglaublich vielen Menschen, die da dicht gedrängt um mich rumsaßen und der Aufschrei, als die Fahrer kamen. "Täve,Täve", der damals seine vorletzte oder letzte Saison fuhr. Möglicherweise hab ich damals beschlossen, Friedensfahrer zu werden, und die Erkenntnis, daß aus kleinen Mädchen ganz gewiß keine Friedensfahrer werden, so sehr sie auch wachsen, gehört zu den weniger guten in meinem Leben.*ggg*

Aber egal, der Leidenschaft tat das keinen Abbruch, und wie hat Coppi doch mal gesagt (oder so ähnlich): Man muß sich sein erstes Rad lange wünschen, daß man es dann wirklich lieben kann. Ich hab mir kein Rennrad gewünscht. Wie auch, im Ländle schien das ein genauso sinnloser Wunsch zu sein wie die Sache mit dem Friedensfahrer. Ich habe mir eins mit Freilauf gewünscht, weil das so klingt wie ein Rennrad ! Natürlich hatte ich nie eins. Bierdeckel hinten rein geklemmt, dann klingt auch eins mit Rücktritt einigermaßen passabel (naja,zumindestens gibt das ein klapperndes Geräusch). Und damit konnte ich auch jedes Jahr im Mai die Kleine Friedensfahrt mitfahren, weil da war das noch nicht so mit den Geschlechtsunterschieden. Und coole Sachen gab's da für den Sieger: Fahrradschlösser, Klingeln...

Ich konnte mit meinem 1-Gang-Fahhrad auch je einmal im Mai zur Friedensfahrt fahren, meistens jedenfalls. Wenn die nächstliegende Durchfahrtstrecke mehr als 50 km weglag, hab ich's sein lassen. Und so um 1969 rum hatten wir dann auch einen eigenen Fernseher, und ich mußte mich nicht mehr ständig bei andern einladen bzw. die Sache im Radio verfolgen. Obwohl, die Radioübertragungen hatten auch was und in gewisser Weise fehlen sie mir.

Eddy Merxc, den kannte ich nur vom Hörensagen. Die Namen, die mir heute noch auf der Zunge zergehen, sind Lichatschow, Lech Piasecki, Hartnick, Barth, Aavo Pikkuus, Sochorutschenko, und natürlich Szurkowski und Ampler.

Klar hab ich ab Mitte der 70er Jahre drei Wochen lang die tägliche Viertelstunde Tour de France - Übertragung auf ARD gesehen, und die Namen Bernard Hinault und Laurent Fignon fügen sich nahtlos in oben aufgeführte Liste ein. Wurden die Alpen- bzw. Pyrenäenetappen life übertragen, hab ich grundsätzlich die Schule geschwänzt bzw. mich auf Arbeit krank gemeldet. Und natürlich bin ich nach der Wende zur Tour gefahren, manchmal, um nur eine Etappe zu sehen, manchmal länger, und ich war längst beim Giro. Nicht zu vergleichen mit dem Course de la Paix, zu mal die Stimmung heute bei der Friedensfahrt längst nicht mehr so ist wie noch vor 20 Jahren. Trotzdem, ich bin mit ihr groß geworden, unvorstellbar, es gäbe sie nicht mehr. Und so fahre ich nach wie vor einmal im Jahr zu einer Etappe, nur das es jetzt mehr als 50 km sein dürfen, wozu hat Frau Auto. 

2002 war ich z.B. in Oschatz zum Start des Mannschfatszeitfahrens. Ein paar Fotos,die ich da gemacht habe,habe ich in einem < Album >   zusammengestellt.  

Oschatz ist eine sächsische Kreisstadt, ca. 50 km von Leipzig und ebenso weit von Dresden, an der B6 gelegen, entfernt. Wahrzeichen der Stadt ist die St.Aegidienkirche (1846/49) mit ihren beiden, 75 m hohen Sandsteintürmen, die, wie die gesamte historische Innenstadt mit ihren schmalen Gassen, seit 1990 liebevoll saniert wurde. Der Ursprung der Stadt geht auf das Jahr 930 zurück, als deutsche Ritterheere nach der Niederschlagung der slawischen Bevölkerung das Land durch Burgwarte sicherten. Im 13.Jh.wurde Oschatz ("occek"= slaw. "Verhau im Walde") zum ersten Mal urkundlich erwähnt.  

Der Start zum Mannschaftszeitfahren fand am Neumarkt statt. Der Neumarkt, ein fast quadratisch angelegter Platz, der in seiner Art in sächsischen Kreisstädten einmalig ist, wird beherrscht vom Rathaus mit seinem Renaissancegiebel, der von einem viereckigen hohen Turm überragt wird. In seiner heutigen Form entstand das 1477 errichtete Bauwerk nach dem letzten Brand 1842 auf der Grundlage von Entwürfen Gottfried Sempers. 

Oschatz war zum ersten Mal Startort bei einer Friedensfahrtetappe. Mannschaftszeitfahren über längere Distanzen hatten zum letzten Mal 1986 stattgefunden. Zwar gab es in den 90ern diese Form des Wettbewerbs bei diversen Prologen wieder, waren aber mit höchstens 3,3 km eher kurz gehalten. 

Am 15. Mai 2002 ging es auf einem relativ flachen Kurs über 34,9 km nach Riesa. Nur am Collm ( Km 12 ) mußten auf einem ca. 3 km langen Anstieg 100 Höhenmeter überwunden werden. In der Abfahrt ging es dann nochmal am Oschatzer Neumarkt vorbei und schließlich über die B 6 und B 169 ins Ziel nach Riesa. 

Ich stand an der Startrampe, erst nachdem die letzte Mannschaft den Wettkampf aufgenommen hatte, bin ich durch die Stadt gespurtet, um den zuletzt gestarteten Teams bei ihrer Ortsdurchfahrt zuzusehen.

 

Ps.: 1973, nachdem ich beim Klettern in Tschechien 10 m tief gefallen bin und mir, glücklicherweise nur einen Fuß gebrochen hatte, empfahl mir der Arzt, nachdem der Gips weg war, doch Rad zufahren *ggg*, zur Stärkung der Muskulatur. Just in dieser Zeit verlaß ein Lehrer vor der Klasse eine Einladung zu einem Probetraining für Mädchen, die gern Rad fahren. Da bin ich natürlich hin. Ob Ihr's glaubt oder nicht, ich dachte, die fahren mit ihren Rädern, so wie ich eins hatte, ein bißchen durch die Dübener Heide. Schließlich hatte ich schon mal von so was wie Tourenfahrern gehört. 

Was mich tatsächlich erwartete, waren eine Handvoll Enthusiastinnen, ein väterlicher Trainer und: !!! EIN RENNRAD!!!

Wie hatte doch Coppi gesagt?

 

 



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